«Inga!» heisst «Ja!» auf Kikango – ein Wort, das auch die «Mundele»* der Engineering-Abteilung von Groupe E kennen. Verbindet man den Begriff mit den römischen Zahlen I und II, erhält man zwei hydrothermische «Monster», die an einem Arm des Kongo errichtet wurden und seit 2008 vom Fachwissen unserer Ingenieure mit Abenteurerblut profitieren.
Der letzte Auftrag, den Groupe E seit dem Frühjahr 2017 erfüllte, konnte mit der Inbetriebnahme der sanierten Baugruppen der Wasserkraftanlagen Inga I und Inga II abgeschlossen werden. Auftraggeber war die Société nationale d’électricité (SNEL) der Demokratischen Republik Kongo; und unsere Ingenieure wechselten sich – abgehärtet gegenüber den klimatischen und sanitären Verhältnisse in Afrika – im Rhythmus von bis zu einem Monat ab, um den vollständigen Abschluss der Instandsetzungsarbeiten sicherzustellen. Vor Ort mussten sie sich auch an das Arbeiten unter Bewachung durch Militärpatrouillen gewöhnen, die um die Kraftwerke postiert waren. Im Kongo, wo bald der Nachfolger von Joseph Kabila gewählt werden sollte, waren sie strategische Elemente.
Der Auftrag, der im letzten Dezember vollendet und von der Weltbank finanziert wurde, brachte dem Unternehmen 1,2 Millionen Franken ein.
Das Ergebnis sind funktionsfähige Anlagen. Während der Standort 2008, zu Beginn der umfangreichen, von der Weltbank finanzierten Sanierungsarbeiten, ca. 850 MW Strom lieferte, sind es derzeit über 1450 MW, wobei die Instandsetzung von zwei Produktionsgruppen aufgrund einer anderen Finanzierungsgrundlage derzeit noch anhält.
Freundschaft kennt keine Grenzen
Doch Inga bedeutet auch starke Bande, die mit den kongolesischen Ingenieuren geknüpft wurden: Einige von ihnen haben in der Schweiz von Groupe E angebotene Ausbildungskurse absolviert, auch schon zu EEF-Zeiten. «Jedes Mal, wenn ich heute nach Kinshasa komme, erwartet Richard Kapia Boshinga, der derzeitige Produktionsleiter der SNEL, mich zu einem kurzen offiziellen Besuch. Als ich ihn zum ersten Mal traf, war er einer aus einer Gruppe von Ingenieuren, die 1997 in die Schweiz gekommen waren, um an einem unserer Ausbildungsprogramme teilzunehmen», erklärt Laurent Mivelaz und scrollt die zahlreichen Aufnahmen durch, die während seiner vielen Aufenthalte entstanden sind.
Drei Fragen an Philippe Jungo, den Leitenden Ingenieur der Direktion Energieverteilung
Ihr Team schliesst einen wichtigen Auftrag ab. Was werden Sie in Erinnerung behalten?
Ich bin stolz auf unser Ingenieur-Team. Es hat sich als sehr kompetent, flexibel und geduldig erwiesen. Und es hat diesen Auftrag unter sehr schwierigen klimatischen und politischen Bedingungen erfolgreich zu Ende gebracht. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass ein Arbeitstag vor Ort oft mehr als 10 Stunden hat – auch am Samstag und Sonntag. Jeder im Team hat Vorbildliches geleistet!
Und wie geht’s weiter?
Unser Mehrwert liegt in den Service-Verträgen zur Wartung der Kraftwerke. Dazu wollen wir zwei- bis dreimal im Jahr vor Ort sein, um den Verfall der Anlagen zu vermeiden. In diesem Jahr haben wir ein Angebot für die Anlage von Gbadolite eingereicht. Gbadolite, das am Fluss Ubangi liegt, war seinerzeit der luxuriöse Herrschaftssitz von Präsident Mobutu.
Die Engineering-Abteilung von Groupe E ist seit den 1980-Jahren im Kongo aktiv. Was hat bei Ihren vielen Aufenthalten im Kongo den stärksten Eindruck hinterlassen?
Da gibt es vieles! Zum Beispiel der Respekt, mit dem im Kongo ganz klar den Älteren begegnet wird. Sobald Du 40 Jahre alt bist oder weisse Haare hast, nennt jeder dich «Papa». Aber auch die Allgegenwart von Krankheit und die Unsicherheit des Lebens haben mich stark geprägt.
Text: Isabelle Carrel