Wasserqualität – Seit über zehn Jahren macht ein Team von Groupe E Jagd auf die Legionella, die Bakterie also, die für die Legionellose, eine oftmals schwere Atemwegserkrankung, verantwortlich ist. Das Team wird geleitet durch Pierre-Avril Payot, einen Spezialisten im Chemieingenieurwesen. Er auditiert regelmässig Gebäude in der gesamten Westschweiz. An diesem regnerischen Herbsttag trifft er sich mit uns im Freiburger Foyer des Bonnesfontaines.
Die Einrichtung, die Jugendliche in Schwierigkeiten beherbergt, besteht aus mehreren zusammenhängenden Gebäuden: Büros, Konferenzsäle und Apartments für die Bewohnerinnen und Bewohner. Im Fokus: die Duschen. Dort ist die Legionellengefahr am höchsten.
Christian Chappuis, Hausmeister der Einrichtung, empfängt uns in der Cafeteria. Nach einem schnellen Briefing begeben wir uns ins Untergeschoss zur Heizungsanlage. Pierre-Avril Payot wendet sich direkt dem grossen 1000-Liter-Boiler zu. Die Thermometernadel zeigt auf 60 °C. Er entnimmt einige Liter heisses Wasser aus einem Wasserhahn und taucht sein elektronisches Thermometer ein. Ergebnis: 58 °C. «Je weiter man vom Boiler entfernt ist, desto stärker nimmt die Wassertemperatur ab. Hier ist der Unterschied nicht so gross. Interessant wird es, wenn wir Wasser an dem Punkt entnehmen, der am weitesten vom Warmwasserspeicher entfernt ist», erklärt Pierre-Avril Payot. Warum aber die Temperatur messen? «Bakterien entwickeln sich im warmen Wasser zwischen 25 und 45 °C. Ist die Temperatur höher, werden sie durch die Hitze getötet.» Soweit klar!
Wir durchqueren die gesamte Einrichtung. Gleiche Messung, aber ein anderes Ergebnis. Die Temperatur erreicht gerade einmal 40 °C. «Das ist etwas überraschend, zumal es einen automatischen Wasserkreislauf gibt», wundert sich Hausmeister Christian Chappuis.
Wir begeben uns nun in den dritten Stock, in dem sich die Apartments der Bewohnerinnen und Bewohner befinden. Diesmal wird das Thermometer durch sterile Plastikfläschchen ersetzt. Wasser wird an verschiedenen Stellen, unter anderem in den Duschen, wo sich Aerosole bilden, entnommen. Sorgfältig beschriftet Pierre-Avril Payot das Etikett mit exakter Entnahmestelle, Datum und Wassertemperatur. Die Proben werden von einem auf den Nachweis von Legionellenkeimen spezialisierten Labor analysiert. Das Team von Pierre-Avril führt neben der mikrobiologischen Analyse in Zusammenhang mit der Legionellose auch eine chemische Analyse durch. «Wir koppeln diese beiden Untersuchungen immer. Für unsere Kundinnen und Kunden ist es wichtig, die allgemeine Qualität ihres Wassers zu kennen.»
Nach sechs Entnahmen und ebenso vielen Temperaturmessungen verabschieden wir uns von Christian Chappuis. Drei Stunden waren wir am frühen Morgen in der Einrichtung unterwegs, um die Funktionsweise des Wasserverteilnetzes zu verstehen. Diese ist nicht immer klar, insbesondere wenn es sich um eine auf mehrere Standorte verteilte Einrichtung handelt und Pläne teilweise fehlen.
Innerhalb von zehn Tagen erhält der Kunde einen detaillierten Bericht. Dieser enthält die Ergebnisse der verschiedenen Analysen sowie Empfehlungen. Zu diesen zählen sicherlich die Erhöhung der Boilertemperatur um einige Grad. Aber bedeuten höhere Temperaturen nicht auch mehr Kalk? «Nun ja, das ist ein Balanceakt», gesteht Pierre-Avril Payot.
Können Sie uns einen Rat geben, Pierre-Avril Payot? «Bei selten genutzten Wasserhähnen oder Duschen empfehle ich, die Leitungen einmal pro Woche zu spülen, d. h. einige Minuten heisses Wasser durchlaufen zu lassen. Und den Sollwert des Boilers prüfen. Ich empfehle, eine Mindesttemperatur von 60 °C einzustellen.»
Groupe E bietet speziell auf Legionellen zugeschnittene Analysen und Audits in den verschiedenen Regionen der Westschweiz an.
Weitere Informationen zu unseren Dienstleistungen finden Sie auf unserer Sonderseite.
Für weitere Informationen zur Legionellose, den Risiken und den Bestimmungen in der Schweiz empfehlen wir die entsprechende Seite des Bundesamts für Gesundheit.
Weitergehende Informationen
Was ist die Legionellose?
Die Legionellose ist eine Erkrankung der Atemwege, verursacht durch Bakterien der Gattung Legionella. Die Krankheit kann verschiedene Formen annehmen: die Legionärskrankheit, eine schwere Erkrankung mit Lungenentzündung, und die abgeschwächte Form, das Pontiac-Fieber.
Bakterien der Gattung Legionella kommen natürlicherweise in fast allen wässrigen und feuchten Umgebungen vor. Besonders gut gedeihen sie in Umgebungen mit stehendem Wasser und einer zwischen 25 °C und 45 °C schwankenden Temperatur. Diese Bedingungen sind insbesondere in Warmwasserleitungen, Wasserhähnen und Duschen, Whirlpools, Klimaanlagen und Kühltürmen geboten.
Wie erfolgt die Ansteckung?
Wir können beruhigt sein: Das Trinken von mit Legionellen kontaminiertem Wasser stellt keine Gefahr dar (die Magensäure tötet diese Bakterien ab). Das gilt jedoch nicht, wenn die Bakterien eingeatmet werden. Das passiert, wenn in der Luft Wassertröpfchen schweben, so genannte Aerosole. Die in diesen Tröpfchen vorkommenden Bakterien gelangen in unser Atemsystem, das geeignete Bedingungen für ihr Wachstum bietet. Duschen, Saunen, Dampfbäder und Kühltürme sind Orte mit besonderem Gefahrenpotenzial.
Legionellose in der Schweiz
Seit 2014 gelten in der Schweiz gesetzliche Höchstwerte für die Legionellenkonzentration im Wasser, die in Form von Aerosolen eingeatmet werden können: 1000 KBE/l (koloniebildende Einheit) in Duschanlagen und 100 KBE/l in Sprudel- sowie Dampfbädern. Diese durch das Bundesamt für Gesundheit vorgegebenen Werte betreffen öffentliche Gebäude. Für das Wasser privater Einrichtungen gelten diese gesetzlichen Bestimmungen nicht. Jede öffentliche Einrichtung ist verpflichtet, ihre Anlagen regelmässig zu überprüfen.
2018 wurden 544 Legionellose-Fälle in der Schweiz gemeldet, eine Zahl, die seit zwanzig Jahren kontinuierlich steigt. Der Höchstwert wird zu Sommerbeginn erreicht. Knapp 80 Prozent der Fälle erfordern eine Hospitalisierung. Trotz Antibiotika-Behandlung sterben im Durchschnitt 5 bis 10 Prozent der Erkrankten.
Texte et photos : Communication