Den Erhalt der Umwelt und die Erzeugung von Strom miteinander in Einklang zu bringen, gehört zu den grössten Herausforderungen der Zukunft der Schweiz. Das Projekt Schiffenen – Murten muss seinen Beitrag hierzu leisten.

Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass Groupe E die Beeinträchtigungen durch den Schwall- und Sunkbetrieb, d. h. die durch die Turbinierung in der Saane und der Aare verursachten Schwankungen der Wasserabflussmenge, beseitigen, den Geschiebehaushalt wiederherstellen und die ungehinderte Fischwanderung gewährleisten muss. Ziel dieser gesetzlichen Auflagen ist es, die Lebensqualität von Wassertieren und -pflanzen zu verbessern.

Neues Wasserkraftwerk
Von den drei in Erwägung gezogenen Sanierungsvarianten besteht die von Groupe E und den andere beteiligten Akteuren favorisierte darin, einen 9 Kilometer langen unterirdischen Stollen mit 7 Metern Durchmesser zwischen dem Schiffenensee und dem Murtensee zu bauen, um über diesen Stollen einen Teil des Wassers abzuleiten. Doch das ist noch nicht alles. Das Projekt umfasst auch den Bau eines neuen Wasserkraftwerks im Verlauf des Stollens, um die 94 Meter Gefälle zwischen seinen beiden Enden für die Erzeugung von Strom aus einer zu 100% erneuerbaren Energiequelle zu nutzen.

Strom für 23 000 Haushalte
Mit diesem vollständig unterirdischen Bauwerk, das somit keine Auswirkungen auf die Landschaft hat, lassen sich 280 GWh Strom pro Jahr erzeugen. Das ist mehr als das Doppelte der Produktion des aktuellen Kraftwerks (125 GWh), das am Fuss der Staumauer liegt.

Zieht man den auf die nachgelagerten Anlagen entfallenden Anteil ab, beläuft sich der Nettogewinn an Energie auf 100 GWh. Das entspricht dem Verbrauch von fast 23 000 Haushalten, aber auch der Hälfte der Energieziele des Kantons Freiburg für 2030. Schiffenen – Murten ist übrigens die einzige der drei Varianten, mit der sich ein Energiegewinn erzielen lässt.

Kies für den Laich
Das Projekt sieht ebenfalls das Aufschütten von 500 m³ Kies pro Jahr am Fuss der Staumauer von Schiffenen vor. Der durch künstliche Hochwasser im Bett der Saane verteilte Bauschutt soll auf natürliche Weise Laichplätze für die Fische bilden. Des Weiteren ist ein Fischlift zum Überwinden der Staumauer geplant.

Wettlauf mit der Zeit
Sollte das Projekt als Musterbeispiel eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen nachhaltiger Stromproduktion und Umweltschutz auf Unterstützung durch die Gemeinden, Kantone, Umweltverbände und andere beteiligte Akteure stossen, ist es noch ein weiter Weg bis zu seiner Umsetzung. Groupe E hat ihren Sanierungsbericht beim Kanton eingereicht, der ihn mit dem BAFU und den angrenzenden Kantonen prüfen wird. Parallel laufen weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit der Umweltverträglichkeitsprüfung. Wird die vorgeschlagene Variante gewählt, wird Groupe E die Projektierung im Hinblick auf die Baubewilligung fortsetzen.

Doch die Zeit bleibt ein entscheidender Faktor, denn der erste Spatenstich muss vor Ende 2030 erfolgen, wenn das mit 350 Millionen Franken veranschlagte Projekt die finanzielle Unterstützung des Bundes erhalten soll.

Texte : Yves-Laurent Blanc