Ganz gleich, ob die Nutzung von Wasserstoff zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf bestimmte Industriebereiche beschränkt bleibt oder massiv ausgeweitet wird: Die Netze werden bei der Entwicklung dieser Energiequelle eine zentrale Rolle spielen. Die Energiekrise hat die Umstellung auf Wasserstoff beschleunigt und Fragen zu den kurz-, mittel- und langfristigen Infrastrukturen aufgeworfen. Diese Infrastrukturen sind von grundlegender Bedeutung, um Angebot und Nachfrage miteinander in Einklang zu bringen, angemessene Mengen sicherzustellen und den Wasserstofftransport von den Produktionsgebieten zu den Verbrauchsgebieten zu erleichtern.

Die wichtigsten Akteure der europäischen Gasnetze sondieren die Anforderungen und die möglichen Standorte künftiger Netze. Geplant ist zunächst der Aufbau kleiner Netze, um den lokalen Bedürfnissen gerecht zu werden; die Möglichkeit, diese Netze miteinander zu verbinden und so ein europäisches Verbundnetz zu schaffen, wird erörtert.

Europäische Kommission für Energie

Seitens der Europäischen Kommission für Energie wird in Anbetracht der Tatsache, dass sich der Ausbau der Netze noch in einem frühen Stadium befindet, ein vorsichtiger Ansatz verfolgt. Sie betont die Notwendigkeit einer allmählichen Steigerung mit Fokus auf Anwendungen, deren Dekarbonisierung von entscheidender Bedeutung ist.

Die Strategie der Netzbetreiber verlagert sich in Richtung einer Diversifizierung der Wasserstoffnutzungen, die Netze mit höherer Kapazität erfordert. Aufschlussreiche Projekte, wie das Pipeline-Projekt H2Med zwischen Barcelona und Marseille, lassen eine Tendenz in Richtung transnationaler Netze erkennen.

In Frankreich ist angesichts des erwarteten Rückgangs des Erdgasverbrauchs die Umwidmung eines Teils des bestehenden Gasnetzes für den Wasserstofftransport geplant. Auch Speicherkapazitäten werden erforderlich sein, um Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen.

Karte des europäischen Wasserstoffnetzes

… und in der Schweiz?

In der Schweiz kommt Wasserstoff vor allem als Rohstoff in der Industrie zum Einsatz und wird grösstenteils durch Dampfreformierung aus Erdgas hergestellt. Seit einiger Zeit produzieren vereinzelte Energieversorger, wie Groupe E an der Staumauer von Schiffenen, auch geringe Mengen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, insbesondere für den Mobilitätsbereich oder zur effizienten Speicherung erheblicher Energiemengen.

Zur Erreichung des Ziels von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 dürfte Wasserstoff im Schweizer Energiesystem in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Als flexibler Energieträger kann er erneuerbare Energien in allen Sektoren nutzbar machen und so einen Beitrag zu einer fossilfreien Energieversorgung leisten.

Die Schweizer Gasindustrie engagiert sich in den Bereichen Dekarbonisierung und Energiewende und setzt sich ehrgeizige Ziele, insbesondere die Dekarbonisierung der Gasversorgung. Sie bekräftigt ihre Förderung von Wasserstoff, indem sie den Anschluss an das internationale Wasserstofftransportnetz bis spätestens 2040 plant.

Quellen:

Bericht des Bundesrates – Wasserstoff. Auslegeordnung und Handlungsoptionen für die Schweiz vom 15. November 2023, in Erfüllung des Postulates 20.4709 Candinas vom 18.12.2020.
Verband der Schweizerischen Gasindustrie

Groupe E Rédaction

Text: Fabrice Reymond

Bild: iStock