Modernisierung des Mittelalterstädtchens

Die Gemeinde Greyerz hat sich für ein modernes Heizsystem entschieden, indem sie das mittelalterliche Städtchen an das Erdgasnetz von Groupe E Celsius anschliesst. Ein aussergewöhnliches Projekt, das beträchtliche Herausforderungen mit sich bringt.

Das Städtchen Greyerz mit seinen gepflasterten Strassen, mittelalterlichen Häusern und dem Schloss ist zweifellos einer der wichtigsten historischen Schätze des Kantons Freiburg. Während der Ort der Zeit getrotzt zu haben scheint, kann dies von ihren Heizungen nicht behauptet werden. Diese werden mehrheitlich mit Öl betrieben und sind oft veraltet, sodass die Eigentümer gezwungen sind, sie bald zu ersetzen. Die Gemeinde entschied daher, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und zu einer modernen Heizung zu wechseln.

Eine solche Infrastruktur im Mittelalterstädtchen zu errichten, ist allerdings kein leichtes Unterfangen. Prinzipiell sind die Gemeinden gemäss kantonalem Gesetz verpflichtet, ihre Gebäude mit erneuerbaren Energien zu heizen. Die Möglichkeiten in Greyerz sind jedoch sehr begrenzt. Auf einem Hügel aus äusserst hartem Gestein gelegen, eignet sich die Grafenstadt weder für die Installation von Fernwärmeleitungen noch für geothermische Bohrungen. Und Solarzellen sind auf den unter Heimatschutz stehenden Dächern verboten.

25% weniger CO2

Der Anschluss an das Erdgasnetz ist also eine pragmatische Lösung, die eine Senkung der CO2-Emissionen um 25% im Vergleich zum Erdöl erlaubt. Das es keine erneuerbaren Alternativen gibt, erhielt Greyerz eine Bewilligung zur Abweichung vom Energiegesetz, allerdings unter der Bedingung, in ihrer Energieplanung andere Zonen zu bestimmen, die sich besser mit Energien aus erneuerbaren Quellen heizen lassen.

Kombination verschiedener Technologien

Für Groupe E Celsius handelt es sich um ein aussergewöhnliches Projekt. Die grösste Herausforderung besteht darin, die Gasleitungen bei grossem Höhenunterschied und in besonders hartem Gestein zu verlegen, ohne dabei die historische Bausubstanz zu beschädigen, und gleichzeitig die Störungen für Einwohner und Touristen auf ein Minimum zu reduzieren. Die Lösung? Der Aushub eines Grabens ab dem Fuss des Hangs für die Leitungen bis zum Rand des Städtchens und die anschliessende Ausführung von Richtbohrungen um dieses herum.

«Mit dieser Technologie bohren wir den Fels unterirdisch an und umgehen so die Hindernisse auf der Erdoberfläche, erklärt Carole Magnin, Bauleiterin bei Groupe E Celsius. «Wir führen eine kreisförmige, rund einen Kilometer lange Bohrung für die Verlegung der Hauptgasleitung durch.» Anschliessend werden die Gebäude von der Rückseite aus angeschlossen. Das i-Tüpfelchen für die Einwohner: ftth fr wird diese Bauetappe dazu nutzen, um gleichzeitig die Gebäude an das Glasfasernetz anzuschliessen.

Platzgewinn und finanzielle Einsparungen

Ab Ende 2017 werden die neuen Kunden mit Erdgas beliefert. Zahlreiche Gewerbetreibende und Privatpersonen meldeten bereits ihr Interesse an einem Netzanschluss an. So werden künftig das Foyer St-Germain, das Hôtel de Ville, die Gemeindeverwaltung sowie mehrere Hotels und Restaurants mit Erdgas geheizt. Die Gemeinde selbst wird das Rathaus, das Gebäude der Gemeindeverwaltung und das Regionalschulhaus anschliessen. Für Einwohner wie Geschäftsinhaber wird der Übergang zu Erdgas dank der Demontage der Ölheizungen einen Platzgewinn sowie Kosteneinsparungen bei der Revision von Tankanlagen und Heizkesseln mit sich bringen. Ein weiterer Vorteil: Die Eindämmung des Lastwagenverkehrs innerhalb des Städtchens, das grundsätzlich eine reine Fussgängerzone ist.

Iris Mende

Text: Iris Mende
Mediensprecherin

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